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Frankfurter Rundschau vom 28.Dezember1999

Weilburger Tageblatt vom 14. Dezember 1999

Professor Dr. Ernst Leuninger ist Ehrendomherr in Sarajewo
"Ernst und Herbert Leuninger bei der Dialogpredigt
Der "Außenminister" des Bistums feierte 40-jähriges Priesterjubiläum

M e n g e r s k i r c h e n (ts). Das hätte sich Professor Dr. Ernst Leuninger nicht träumen lassen, und in seiner Predigt und in seinen Dankesworten kam die große Überraschung mehrfach zum Ausdruck, sowohl beim Jubiläumsgottesdienst als auch beim anschließenden

Empfang Im Bürgersaal des Schlosses gab es keinen freien Platz mehr. Alle wollten dem Jubilar gratulieren, dem Mengerskirchener Bub, wie er liebevoll von vielen genannt wurde. Festlich war der Jubiläumsgottedienst, bei dem neben Herbert Leuninger und Pfarrer Werner Hannappel, auch Generalvikar Dr. Günther Geis, Domkapitular Karl Wagner, Dr. Herbert Breuer, Dr. Emmanuel Savariaradimai, Dr. Alfred Schuchart sowie der Diözesanökonom Ante Jelic aus Sarajewo und sechs weitere Priester als Konzelebranten mitwirkten.

Musikalisch wurde der Gottesdienst vom Kirchenchor "St. Michael" und dem MGV "Freude" unter dem Dirigenten Patrick Weidenfeller mitgestaltet, die Orgel spielte Arnold Strieder. Es war keine "normale" Festpredigt, die die Brüder Ernst und Herbert Leuninger im Dialog hielten. Sie begannen mit dem Marsch der gesamten Verwandtschaft am Primiztag vom Elternhaus des Neupriesters zur Pfarrkirche in Mengerskirchen.

Auf einer Ehrenpforte stand der Bibelvers "Hochgelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn". "Ich wußte nicht, ob der Bibelspruch mir galt", war Ernst Leuningers Kommentar, der die Gottesdienstbesucher schmunzeln ließ.

Das Zweite Vatikanische Konzil wurde von den beiden Brüdern bejubelt, passte sich die Kirche dadurch doch der modernen Zeit an. Hierdurch hätten sie viele hundert Menschen kennen gelernt, die sich der Kirche verbunden fühlten.

Dass Dr. Ernst Leuninger Geld sammele für den Kauf von Kühen und Schafen in Bosnien und im Kosovo sei auf seine Erfahrung in der Landwirtschaft in seiner Jugendzeit zurückzuführen, er habe damals auch Kühe gehütet, so Herbert Leuninger.

Der Werdegang der beiden Priester endete mit dem Aufruf, die Kirche möge weiter dynamisch werden, sie solle sich der Welt stellen.

Bild des guten Hirten

Aber nicht nur die außergewöhnliche Dialogpredigt forderte den Beifall der Zuhörer heraus, am Ende des festlichen Gottesdienstes brandete nämlich nochmals Riesenapplaus auf, als der Diözesanökonom des Erzbistums der bosnischen Hauptstadt, Ante Jelic, dem Jubilar die Ernennungsurkunde zum Ehrendomherrn des erzdiözesanen Kapitels Vrhbosna-Sarajevo überreichte.

Ein Bild des "Guten Hirten", gemalt von einem bosnischen Künstler, zeigte Dr. Ernst Leuninger mit seinen Schafen. Das Geschenk war für den Jubilar eine große Anerkennung seiner Arbeit in Bosnien.

Aber nicht nur in der Kirche schlugen dem Jubilar große Sympathien entgegen, beim anschließenden Empfang im großen Bürgersaal des Mengerskirchener Schlosses, wo die Plätze nicht ausreichten, dauerte die Gratulationscour fast zwei Stunden.

Zunächst zeigte Herbert Leuninger in einer Diaschau die Priesterweihe des Jubilars vor 40 Jahren im Dom zu Limburg mit anschließender Primizfeier in Mengerskirchen.

Im Auftrag des Bischofs überbrachte Generalvikar Dr. Günther Geis dem "rastlosen Ruheständler" die Grüße des Bistums und "beförderte" den Jubilar zum Außenminister des Bistums Limburg und zum Botschafter der Hoffnung.

Bürgermeister Robert Becker überbrachte die Glückwünsche der Zivilgemeinde, es folgten die Vertreter des Pfarrgemeinderats, der Ortsvereine, der ehemaligen Mitarbeiter, des KAB, der Nachbarkirchengemeinden, der evangelischen Kirchengemeinde und der Schule.

Kühe für das Kosovo

Alle Gratulanten hatten ein Geldgeschenk für die Aktionen "Kühe für das Kosovo - Schafe für Bosnien" - dabei, wobei der Mengerskirchener Vereinsring gesondert für einen Bullen spendete.

Umrahmt wurde die Gratulationsfeier durch Beiträge des Fanfarenzugs der Feuerwehr, des Kirchenchors "St. Michael" und des MGV "Freude" Mengerskirchen. Der Kirchenchor besang in einer eigens erstellten Ballade "fier uss Ernst", wie willkommen und beliebt der Priester in Mengerskirchen ist. Sichtlich gerührt von der überwältigenden Sympathiebezeugung zog Professor Dr. Ernst Leuninger das Fazit: "Ich werde meinen geliebten Flecken nie vergessen!"

Professor Dr. Ernst Leuninger wurde 1933 in Köln-Ossendorf geboren, seine Eltern waren aus beruflichen Gründen von Mengerskirchen dorthin gezogen. Der Krieg führte die Familie wieder in den Westerwald zurück. Nach Kaplansjahren in Lorch, Wetzlar, Niedergirmes und Frankfurt St. Bernhard wurde Professor Dr. Leuninger 1966 Jugendpfarrer im Rheingau und begleitete zwei Jahre als geistlicher Assistent die Caritasarbeit in diesem Bereich.

Zum 1. Februar 1970 wechselte er in das Bischöfliche Ordinariat nach Limburg, wo er zunächst das Seelsorgeamt leitete, das später zum Dezernat Grundseelsorge wurde. Im Juli 1979 wechselte Dr. Leuninger in das Dezernat Erwachsenenarbeit, das er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Sommer 1998 leitete. Während dieser Zeit gehörte er der Dezernenten- und Plenarkonferenz des Bischöflichen Ordinariats an.

Seit April dieses Jahres ist Dr. Ernst Leuninger ordentlicher Professor für Pastoraltheologie an der Theologischen Hochschule in Vallendar. Zugleich übt er auch im Ruhestand sein Amt als Beauftragter des Bischofs für Bosnien und das Kosovo aus, wo er die Hilfsmaßnahmen des Bistums organisiert.