Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar

Prof. Dr. Manfred Probst

Emeritierung von Prof. Dr. Ernst Leuninger

Die Eröffnung des Sommersemesters an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Pallottiner in Vallendar erhielt diese Jahr eine eindrucksvolle Prägung, weil zugleich die Emeritierung des Pastoraltheologen Prof. Dr. Ernst Leuninger begangen wurde. Der Vizekanzler Provinzial Norbert Hannappel, der Generalvikar des Bistums Limburg Dr. Geis, Personaldezernent Wanka, Angehörige und frühere Absolventen waren aus Limburg und z.T. noch weiter hergekommen. Ernst Leuninger ist Priester der Diözese Limburg und war in deren Generalvikariat viele Jahre Leiter des Dezernates für Erwachsenenbildung. Als promovierter und habilitierter Theologe kam er vor achtzehn Jahren über das Institut für wissenschaftliche Weiterbildung an die Theologische Hochschule, zunächst als Lehrbeauftragter, dann als erster Honorarprofessor aus dem Weltklerus und die letzten drei Jahre als Ordinarius für Pastoraltheologie.

Seine Abschiedsvorlesung in der Aula Magna, bei der Leuninger in für ihn charakteristische Weise modernste Technik einsetzte, hielt er zu dem aktuellen Thema: "Geht die Gemeinde ins Exil?" Ausgehend von den krisenhaften Entwicklungen der katholischen Kirche bezüglich Gottesdienstteilnahme und Priesternachwuchs fragte er, ob wir in unserer Situation nicht von der Krise lernen könnten, die das Volk Israel durch seine Verschleppung nach Babel durchgemacht habe. Die Opfergottesdienste im Tempel, an dem das Volk bis dahin seine Identität festgemacht hatte, waren lange Zeit nicht möglich. Aber das Volk habe nicht resigniert; neue Formen von Gottesdiensten seien entstanden. Die in dieser Situation entwickelten Wortgottesdienste, d.h. die Verlesung der hl. Schriften, ihre Auslegung und Psalmengebet, hätten bleibende Bedeutung für die Existenz des Judentums erlangt. Leuninger plädierte angesichts der heutigen Kirchenkrise für eine menschennahe Kirche und warnte vor Entwicklungen, den Priestermangel einfach durch Zusammenlegung mehrerer Pfarreien zu kaschieren. Die Frage der Gemeindeleitung müsse neu diskutiert werden, wobei auch die Frage der Frauen in diesem Dienst nicht ausgeklammert werden dürfe. Denn menschennahe, d.h. auch überschaubare Gemeinden würden die Kirche zu den Menschen bringen.

Eindrucksvolle Danksagungen an den scheidenden Hochschullehrer richteten Rektor Prof. Dr. Paul Rheinbay, die Asta-Vorsitzende Kerstin Gerlach und das Ehepaar Prof. Dr. Joachim und Dr. Angelika Eckart. Letztere überreichten im Namen der von Leuninger begleiteten Doktoren als Präsent ein "Schiff, das sich Gemeinde nennt" aus Blumen. Am stärksten beeindruckte jedoch eine Gruppe von sechs afrikanischen Studenten, die den vielfachen Doktorvater zum Chief ernannten und mit den entsprechenden Amtsinsignien ausstatteten. Auch die musikalische Gesamtumrahmung stand im Zeichen eines Trommlers aus dem schwarzen Erdteil.

In der anschließenden Eucharistiefeier zur Semestereröffnung ergriff der Emeritus in der Predigt noch einmal das Wort und suchte anhand der Begegnung Jesu mit der Samariterin am Jakobsbrunnen Wege aufzuzeigen, wie die Kirche heute Jugendliche für den Glauben ansprechen könne. Ein festliches Mahl, das nach Leuninger zur jüdisch-christlichen Gottesdiensttradition gehört, schloss den eindrucksvollen Nachmittag ab.

Vallendar 18.4.02

mprobst@pthv.de