Ulrike Holler hat das „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ 2005 erhalten.
Bürgermeister Egon Vaupel hat den neuen Preis am Dienstag (14. Juni) im Historischen Saal des
Marburger Rathauses an die 61-jährige Hörfunk-Journalistin überreicht.
Mit dem „Marburger Leuchtfeuer für Soziale Bürgerrechte“ möchten der Magistrat der
Universitätsstadt Marburg und die Humanistische Union herausragendes Engagement zugunsten der
Bürgerrechte sozial benachteiligter Menschen würdigen. Die undotierte Auszeichnung wurde in diesem
Jahr zum ersten Mal vergeben.
Bürgermeister Vaupel erinnerte an den Artikel 1 des Grundgesetzes. Die Unantastbarkeit der Menschenwürde
müsse auch gegen den neoliberalen Zeitgeist verteidigt werden, erklärteder designierte Oberbürgermeister.
Ulrike Holler wurde 1944 im Siegerland geboren. Nach dem Abitur begann sie 1963 ein Volontariat
beim Hessischen Rundfunk (HR) in Frankfurt. Das anschließende Studium finanzierte sie mit Beiträgen
für den Hörfunk. Nach dem Examen kehrte sie zum HR zurück. In den gut 40 Jahren ihrer Tätigkeit
für die Hörfunkprogramme des HR und anderer Sender der Arbeitsgemeinschaft Öffentlich-Rechtlicher
Rundfunkanstalten Deutschlands (ARD) hat sie immer wieder über Probleme gesellschaftlicher Randgruppen
berichtet
In seiner Laudatio erinnerte sich Pfarrer Herbert Leuninger an seine Erfahrungen mit der Preisträgerin.
Als Mitbegründer der Flüchtlingshilfe-Organisation „Pro Asyl“ hatte er häufiger mit
der Journalistin zu tun.
Ihr Mikrophon habe für ihn beinahe therapeutischen Charakter gehabt. Zehntausenden von Hörerinnen
und Hörern des Hessischen Rundfunks habe er seine Kritik am unmenschlichen Umgang mit Flüchtlingen
so übermitteln können. Das habe ihm geholfen, nicht an der Welt zu verzweifeln. Seine Arbeit könne
er sich ohne den HR und ohne Ulrike Holler kaum vorstellen, erklärte Leuninger.
„Ulrike Holler hat sozial benachteiligten Mitmenschen ihre Stimme gegeben“, heißt
es in der Preisbegründung. Teilnahmsvoll und engagiert, zugleich aber sachlich und informativ,
habe sie über gesellschaftliche Mißstände berichtet. Dabei habe sie Mut bewiesen, denn nicht immer
seien ihre Beiträge stromlinienförmig gewesen.
In ihrem Dankeswort verwies Holler auf die Rolle der Medien als „Vierte Gewalt“ im
Staate. Sie müssten die Politik kontrollieren, selbst aber auch kontrolliert werden. Unabhängigkeit
und Tiefe der Berichterstattung sieht sie aber in Gefahr, da Redakteure ihre Aufträge immer öfter
an Auflagen und Quoten ausrichteten. Darin machte Holler eine „Gefahr für die Demokratie“
aus.
„In einer Zeit, in der Geld und Erfolg vielfach wichtiger genommen werden als Solidarität
und Verantwortung, gibt Ulrike Holler mit ihren engagierten Berichten ein leuchtendes Beispiel
für einen menschenfreundlichen Journalismus“, erklärte die Humanistische Union in der Preisbegründung.
Der Marburger HU-Ortsvorsitzende Franz-Josef Hanke forderte sie auf: „Machen Sie weiter
so!“