ARCHIV
FAMILIE 2009 | |||
Förderpreis für
05.02.2009
Projekt „Franz Leuninger“–Nationalsozialismus der Klassen 4a und 4c
Die Klassen 4a und 4c haben sich in einer
Unterrichtseinheit mit dem Nationalsozialismus
und der Person Franz Leuninger intensiv
auseinandergesetzt. Unter anderem hatten
sie die beiden Neffen von Franz Leuninger,
Herbert und Ernst Leuninger in die Schule
eingeladen, die den Kindern eindrücklich
von ihrer Zeit mit ihrem Onkel berichteten
und viele Fragen der Schüler beantworteten.
Internet-Information der Franz-Leuninger-Schule Mengerskirchen | |||
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DER
SONNTAG
Kirchenzeitung für das Bistum Limburg 1. März 2009 Wie war das im Widerstand? Mengerskirchener Grundschüler
befragen Neffen des christlichen Gewerkschaftlers
Franz Leuninger
Zur Person Von Gertrud Fritz Sein Wunsch, in der Heimaterde begraben zu werden, blieb Franz Leuninger verwehrt. Stattdessen wurde die Asche des christlichen Gewerkschaftlers nach seiner Hinrichtung in Berlin-Plötzensee am 1. März 1945 auf Anordnung Hitlers über (Riesel-)Felder verstreut. Foto aus der Projekt-Broschüre "Franz Leuninger" (Bild größer) Das ist die Antwort von Ernst Leuninger auf die Frage eines Schülers aus der vierten Klasse der Franz Leuninger-Schule. Mucksmäuschenstill ist es im Klassenraum, gebannt lauschen die Viertklässler den Ausführungen von Herbert und Ernst Leuninger zu ihrem Onkel Franz. Nicht, dass die Schüler vorher noch nichts von dem Widerstandskämpfer gehört hätten, schließlich ist er der Namensgeber ihrer Schule in Mengerskirchen. Franz Leuninger gehörte zum Kreis der mutigen Männer, die ein Ende des Nazi-Regimes herbei führen wollten, dafür ist er in den Tod gegangen. Ihm war die Gefahr wohl bewusst, in die er sich begab, denn bei einem seiner letzten Besuche im Westerwald sagte er seiner Schwester: „Es wird sich etwas ändern, und wenn die Besten ihr Leben dafür geben." Die beiden Brüder Ernst und Herbert Leuninger - beide sind Priester - waren Ohrenzeugen dieser Worte. Den Schülern erklären sie, wieso sich Menschen wie ihr Onkel Franz gegen Hitler auflehnten. So habe er einmal gesagt: „Es gibt nichts, was einen Krieg rechtfertigt, und es ist jedes Mittel recht, ihn zu verhindern." Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits am Polen-Feldzug teilgenommen. Die Dörfler boten den Nazis die Stirn Die beiden Leuninger-Brüder beschreiben die Situation der 1920-er Jahre, als viele Männer aus dem Westerwald die Feldarbeit ihren Frauen und den heranwachsenden Kindern überlassen mussten, um im Ruhrgebiet auf dem Bau zu arbeiten: „20 Pfennig gab es als Lohn, das war erbärmlich wenig. Die Gewerkschaften haben versucht, für ihre Kollegen bessere Bezahlung zu fordern. Doch viele Firmen haben die Arbeiter ausgeschlossen, dann hatten, sie gar nichts mehr." Ernst Leuninger erinnert sich daran, dass er mit einem Kuhfuhrwerk ein Stück Feld beackern sollte: „Die Kühe hatte ich nicht im Griff, denn ich war ja noch ein kleiner Junge", gibt er zu. Solidarität, Zusammenhalt in der dörflichen Großfamilie, das hat die Mitglieder der Leuninger- Familie geprägt. Herbert Leuninger versucht, den Kindern die politische Entwicklung in den 1930-er Jahren zu erläutern, nach der Machtergreifung durch Hitler. In Mengerskirchen konnte die Partei Hitlers nicht Fuß fassen. Die Dörfler boten den Nazis die Stirn. Dafür rächten sich diese, stellten Häuser auf den Kopf, verprügelten und verhafteten Menschen. Leuninger berichtet von dem Verbot der Gewerkschaft, von der Auflösung der katholisch geprägten Zentrumspartei und von den Gewissensentscheidungen, denen sich viele ausgesetzt sahen. Ihr Onkel Franz Leuninger habe seine Stellung als Gewerkschafts-sekretär in Breslau verloren, habe aber als Verwalter einer Siedlungsgesellschaft arbeiten können. „Weil Onkel Franz oft mit seinem Auto unterwegs war, hat er uns auch oft besucht. Wir durften ihn bei seinen Fahrten begleiten, wussten aber nichts davon, dass er mit Gleichgesinnten Überlegungen anstellte, ein Ende des Krieges herbeizuführen", sagt Ernst Leuninger. Von dem 20. Juli selbst, dem Tag des Attentats auf Hitler, erfahren die Neffen von Franz Leuninger nur das, was Bekannte ihnen erzählen: „Wir wissen aber, dass er mit Nikolaus Groß oder Dietrich Bonhoeffer in einem Atemzug genannt wird. Ein Tyrannenmord wurde von den christlichen Widerstandskämpfern nicht angestrebt, wohl aber wollten sie der Gewalt der Nazis und dem Krieg ein Ende setzen." Von der Verhaftung des Onkels und seiner Verurteilung hören die jungen Leuningers mehr, als sie eigentlich sollten, zum besseren Verständnis tragen auch Briefdokumente und Aussagen ihres Vaters Alois bei. Dieser hat seinen Bruder noch einmal im Gefängnis besuchen können, ganze zehn Minuten dauerte das Gespräch. Dabei soll er gesagt haben: „Es ist schwer, mit 46 Jahren zu sterben." Den Gang zu seiner Hinrichtung habe er aber, so sei ihnen durch Augenzeugen berichtet worden, mit dem Lied „Großer Gott, wir loben dich" angetreten. „Was ist aus seiner Frau geworden?" Die Schüler der vierten Klasse wirken tief berührt. „Was ist aus seiner Frau und den Kindern geworden?", fragen sie. Ernst Leuninger kann die Schüler beruhigen: „Onkel Franz hatte seine Brüder, die die Paten der Kinder waren, schriftlich gebeten, sich ihrer anzunehmen. Auch um seine Frau sollte sich die Familie kümmern." Die Schüler fragen nach Hitler, seiner Ideologie und der Judenverfolgung, wollen hören, warum es so gefährlich gewesen ist, sich gegen Hitler zu stellen. Dann schlüpfen die Kinder aus der Rolle der Zuhörer und stellen den Leuninger-Brüdern ihr Projekt vor: Im Mengerskirchener Wald gibt es ein Franz Leuninger- Denkmal. Das Holzkreuz, von dem Bruder des Widerstandskämpfers errichtet, ist allerdings marode. Nun wollen die Schüler der vierten Klasse dazu beitragen, dass Franz Leuninger nicht in Vergessenheit gerät und das Kreuz neu herrichten. Sie sind jetzt auf der Suche nach Menschen, die ihre Idee ideell und finanziell unterstützen. Foto aus der Projekt-Broschüre "Franz Leuninger" (Bild größer) Zur Person Franz Leuninger wurde am 28. Dezember 1898 in Mengerskirchen geboren. 1912 war er als Bauhilfsarbeiter und später als Maurer tätig. 1923 wurde er Sekretär des Christlichen Bauarbeiterverbandes in Aachen. Nach seiner Versetzung nach Breslau war er von 1930 bis 1933 in der Zentrumspartei tätig. 1933 kandidierte er für den Reichstag und wurde Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft „Deutsches Heim". Während des Krieges schloss Leuninger sich den Widerstandsgruppen Beck und Goerdeler an und hatte Kontakt zu seinem Verbindungsmann Groß in Köln. Nach dem missglückten Attentat auf Hitler 1944 wurde Leuninger am 26. September festgenommen. Am 26. Februar 1945 wurde er vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und am 1. März 1945 in Berlin-Plötzensee hingerichtet. (lw) 04.02.2008
Mein Bruder und ich sind gestern sehr beeindruckt von dem, was wir an Ihrer Schule erlebt haben, heimgefahren. Wir fanden, dass die Kinder nicht nur sehr gut auf diese Befassung mit Franz Leuninger vorbereitet waren, sondern sich über zwei volle Stunden sehr aufmerksam und aktiv verhalten haben. Dabei waren wir über die vielen Fragen überrascht, die uns gestellt wurden, und die zeigten, wie stark die Kinder die Hitlerzeit und deren Unmenschlichkeit beschäftigt. Wir spürten allerdings auch, wie sehr Sie und Ihre Kollegin Frau Höhn und nicht zuletzt der spürbar gute Geist der Schule zum Gelingen dieses Treffens beigetragen haben. Wir bedanken uns nochmals für die Einladung und auch die liebenswürdige Aufnahme. Dank auch für das Buchgeschenk von Willibald alias Hitler! Lillimaus, die Leseratte, sagt es ja treffend: "Oft kommt es mir so vor, als ob die Menschen Maus schreiben und Mensch meinen." Übrigens finde ich die homepage der FLS sehr informativ. Ich habe den Eindruck gewinnen können, dass die Kinder eine moderne Pädagogik erleben, bei der nicht nur das Lernen, sondern auch das Miteinander, die Zusammenarbeit mit den Eltern, die Pflege der Kultur, vor allem auch die musikalische Erziehung und überhaupt eine ganzheitliche und gesunde Förderung entscheidende Elemente sind. Es grüßt Sie und das Kollegium
sehr herzlich auch im Namen meines Bruders,
6.3.2009 An die
Wir, mein Bruder Ernst, meine Schwester Johanna und ich gratulieren Euch und Euern Klassenlehrerinnen ganz herzlich zu der Broschüre über das Klassenprojekt zu Franz Leuninger, mit dem Ihr an dem Wettbewerb „HELDEN verehrt-verkannt-vergessen“ teil nehmt. Die Zusammenstellung der Texte und Bilder, die Eure gründliche Arbeit und Euer großes Interesse belegen, haben uns sehr beeindruckt. Das gilt auch für die Idee das Gedenkkreuz für Franz Leuninger wieder aufzurichten. Dabei erinnern wir uns gern daran , wie Ihr uns beide in die Vorbereitung Eures Projektes einbezogen habt. Auch Eure große Aufmerksamkeit gegenüber dem, was wir Euch berichten konnten, werden wir nicht vergessen. Wir glauben, dass das, was Ihr erarbeitet habt, ein bleibender Gewinn für Euch und Eure Schule ist. Wir hätten uns kaum etwas Schöneres vorstellen können, wie nach uns weitere Menschen die Erinnerung an Franz Leuninger wach halten. Wir bedanken uns für die großartige Zusammenarbeit, die gekonnt erstellte Broschüre, den lieben Brief der Rektorin und den Artikel in der Kirchenzeitung. Nun wünschen wir Euch, dass Ihr den Wettbewerb gewinnt. In unseren Augen seid Ihr jedenfalls bereits jetzt die großen Siegerinnen und Sieger! Es grüßen Euch alle, Eure Lehrerinnen
und Lehrer und Eure Eltern sehr herzlich, Beteiligung der Franz-Leuninger-Schule am Wettbewerb »Helden: verehrt – verkannt – vergessen« So lautet das Thema beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten 2008/09. Helden gelten als besonders wagemutig und stark, als Menschen, die etwas Außergewöhnliches geleistet oder sich unerschrocken einer schweren Aufgabe gestellt haben. Gedenktage erinnern an sie, Straßen und Plätze sind nach ihnen benannt. Es gibt »große« Nationalhelden, aber auch »kleine« Helden des Alltags. Ob Freiheitskämpferin oder Erfinder, Feuerwehrmann oder Trümmerfrau, Spitzensportlerin oder Abenteurer – Menschen sind zu allen Zeiten zu Helden erklärt worden, sei es für ihre gesamte Lebensleistung oder für eine einzelne, herausragende Tat. Wer waren die Heldinnen und Helden der Vergangenheit? Welche heldenhaften Taten wurden nicht gewürdigt? Und welche Heldinnen und Helden wurden vom Sockel gestürzt? Brauchen wir Helden heute noch? Nach Einsendeschluss beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten steht fest: Die Ausschreibung 2008/09 zum Thema »Helden: verehrt – verkannt – vergessen« ist eine der erfolgreichsten in der Wettbewerbsgeschichte. Rund 6.500 Kinder und Jugendliche waren dem Aufruf von Bundespräsident Horst Köhler im September letzten Jahres gefolgt und reichten nun insgesamt 1.831 Beiträge ein. Die Zahl der Wettbewerbsarbeiten stieg um mehr als 45% gegenüber dem Wettbewerb 2006/07. Förderpreis 7. Juli 2009 Am 6. Juli zeichneten Heinrich Heidel, Vizepräsident des Hessischen Landtags, und Dr. Klaus Wehmeier, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Körber-Stiftung, im Wiesbadener Landtag die hessischen Landessieger beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten »Helden: verehrt – verkannt – vergessen« aus. Die Auszeichnung der hessischen Landessieger wurde umrahmt von der Schulband der Gutenbergschule Wiesbaden und einer Lesung aus den Wettbewerbsarbeiten. Offiziell aus der Landesjury verabschiedet wurde der langjährige Juryvorsitzende und Wettbewerbsbeauftragte des Landes Hessen Dr. Michael Imhof. Insgesamt 375 Schüler aus Hessen hatten sich an der aktuellen Ausschreibung beteiligt. Die besten 15 Arbeiten des Landes wurden von der Jury mit einem Landessieg in Hessen, weitere 15 Arbeiten mit einem Förderpreis gewürdigt. Auszug aus der Liste der Förderpreise 35794 Mengerskirchen Beitrag
20090684 Preisverleihung im Hessischen Landtag (Bild größer) Zum
Gedenken an Franz Leuninger
Neues Gedenkkreuz auf dem Schulgelände (Bild größer) Schon kurz
nach Kriegsende sei vor dem Zimberg schon
einmal ein Erinnerungskreuz aufgestellt
worden, das aber im Laufe der Zeit altersschwach
wurde und umgefallen sei. Die Schüler
der vierten Klasse hätten im Gesamtunterricht
das Thema «Widerstand gegen Hitler»
behandelt und dabei auch das Kreuz vor
dem Zimberg in einem erbärmlichen
Zustand gefunden. Sie gaben daraufhin den
Anstoß zum Bau eines neuen Kreuzes
auf dem Schulgelände. 9. Juli
2009 bei
der Einweihung des Gedenkkreuzes Liebe Schulgemeinde! Vor vielen Jahren erhielt die Grundschule von Mengerskirchen den Namen Franz Leuninger. Bei der Namensgebung lebten noch fünf Geschwister von ihm: Unter ihnen mein Vater Alois. Er hatte beim Landrat angeregt, die Schule nach dem in Mengerskirchen Geborenen zu benennen. Auf dem Foto der Feier ist auch der jüngste Bruder von Franz zu sehen. Er hieß wie mein Bruder: Ernst. Sein Sohn Peter ist heute mit seiner Frau Liesel und zweien der Enkelkinder hier bei uns. Sein Vater hat seinerzeit ein Kreuz am Rande des Zimbergs errichten lassen. So wollte er die Erinnerung an seinen tapferen und geliebten Bruder Franz wach halten. Ihr lieben Schülerinnen der Klassen 4a und 4c habt dieses Kreuz im Wald entdeckt. Es war altersschwach geworden und einfach umgefallen. Jetzt habt Ihr dafür gesorgt, dass ein neues Kreuz gezimmert und auf dem Schulgelände aufgestellt wurde. Es ist ein wunderbarer Platz. Einer der Großväter, es ist der Schreinermeister Josef Reiferth aus Winkels, hat es der Schule geschenkt. Bürgermeister Scholz hat es übernommen, dass seine Mitarbeiter es hier aufgestellt haben. Damit hat die Schule, auch im Sinne der Familie, ein besonderes Zeichen der Erinnerung. Es verweist darauf: Franz Leuninger ist als Christ gestorben. Er hatte sich gegen den Diktator Adolf Hitler gewandt. Dafür wurde er hingerichtet. Er hat sein Leben ganz im Sinne des gekreuzigten Christus weg geschenkt. Der hatte gesagt: Niemand hat eine größere Liebe, als der, der sein Leben für die von ihm geliebten Menschen opfert. Vergangener Montag, Festsaal des Hessischen Landtags in Wiesbaden, Preisverleihung beim Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten, das Motto: „Helden verehrt – verkannt – vergessen“ Ein bewegender Augenblick für die Lehrerinnen der FLS, die mit angereisten Mütter und mich: Die etwa 40 Schülerinnen und Schüler der Schule in Mengerskirchen erhalten den Förderpreis des Landes Hessen für ihr Projekt über Franz Leuninger. Sie werden gebeten aufzustehen. Der Beifall des ganzen Saales für ihre großartige Leistung. Sie sind die jüngsten von allen hessischen Preisträgerinnen und Preisträgern. Liebe Schulgemeinde! |