Herbert Leuninger ARCHIV KIRCHE
2015

4/2015
in pax christi, Bistum Limburg
ELIASMÜDIGKEIT
Spiritueller Impuls

Eliasmüdigkeit, diesen Begriff kannte ich bis vor Kurzem noch nicht. Ich lernte ihn kennen durch eine Eucharistiefeier mit einer Seminargruppe, die sich mit der seelischen Übermüdung, dem burn-out befasst hatte. Das ist die Erschöpfungs-Depression, eine neue Volkskrankheit, die wie eine Seuche sogar schon Kinder erfasst.

Nun, es gibt dieses Ausgebranntsein auch in der Kirche, allerdings durch Papst Franziskus stark abgemildert. Die Gefahr von dieser Seuche befallen zu werden, besteht sicher auch bei Friedensaktivisten. Und für diese Art Depression wurde dann der spirituelle Begriff „Eliasmüdigkeit“ erfunden.

Der Prophet Elias, ein religiöser Gewalttäter, fühlt sich nach seinem Einsatz für den wahren Glauben an einen einzigen Gott gegenüber der gängigen Vielgötterei tief frustriert. Er begibt sich in die Wüste und legt sich unter einen Ginsterstrauch, um zu sterben. Er ist todmüde. Ein Engel stellt Wasser und Brot neben ihm ab und heißt ihn sich auf eine vierzigtägige Wanderung durch die Wüste zum Berg Horeb zu machen. Dort erscheint ihm Gott nicht im Sturm und Erdbeben sondern im linden Frühlingshauch. Elias wird neu motiviert. Er soll nicht töten sondern salben, seinen Nachfolger und einen König.

(vgl. 1 Könige 19, 1-17; wichtiger Hinweis: den Bibeltext nur bis Vers 17 lesen, denn danach ist von einem gewalttätigen Gott die Rede.)

Eliasmüde Pazifisten dürften sich vor allem derzeit bestätigt fühlen. Staatspräsident Hollande spricht nach dem Pariser Massaker von Krieg und „Die Welt“ geht sogar von einem Weltkrieg aus.

Für das Ausgebranntsein gibt es zahlreiche Therapie-vorschläge, unter anderem auch die Meditation. Als Methode ist sie speziell für Friedensmüde zu empfehlen und das bedeutet zuerst einmal über Frieden nach zu sinnen. Ist Friede utopisch oder illusorisch, ist er vielleicht sogar utopisch und damit illusorisch? Utopisch und illusorisch ist entgegen dem normalen Sprachverständnis absolut nicht das Gleiche. Es demotiviert gründlich und führt zum burn-out, wenn Friede als vergebliche Illusion verstanden wird. Dagegen ist Utopie ein wohl letztlich unerreichbares aber ein immer anzustrebendes Ideal. Schritte darauf zu zu gehen, gleichsam durch die Wüste zum Gottesberg Horeb, das heißt die wahre Vorstellung vom Frieden zu verinnerlichen. Es bedeutet sich durch Friedenschritte auf einen langen, langen Weg zu machen. Ein paar Schritte genügen allerdings bereits, um damit die Eliasmüdigkeit zu überwinden - garantiert.