Herbert Leuninger

ARCHIV MIGRATION
1985

Katholische Nachrichten-Agentur (KNA)
Rhein-Main-Dienst Nr. 1338
19. November 1985
Vor Gefahren des Rassismus gewarnt
Leuninger setzt sich für breite Informationskampagne ein

Wiesbaden, 18. November (KNA) Vor den drohenden Gefahren eines Rassismus in der Bundesrepublik hat der katholische Pfarrer Herbert Leuninger, Hofheim, gewarnt. Bei einer Diskussionsveranstaltung der Katholischen Erwachsenenbildung am Donnerstagabend, 14. November, in Wiesbaden, setzte sich Leuninger für eine Informationskampagne vor allem in den Schulen ein, um dem Rassismus entgegenzutreten.

Nach Ansicht Leuningers richtet sich die "zurücktretende Fremdenfeindlichkeit mit rassistischen Zügen gegen die türkische Bevölkerung" mittlerweile als "ausgesprochener Rassismus" gegen nicht weiße Flüchtlinge. Dies könnte der Zeitpunkt sein, über ein Anti-Rassismusprogramm ernsthaft nachzudenken.

Wie Leuninger hinzufügte, hat ein derartiges Programm jedoch nach den Erfahrungen in England, wo ein Anti-Rassismusgesetz bereits existiert, nur eine begrenzte Wirkung. Ein solches Gesetz habe den Rassismus in diesem Land keinesfalls überwunden. Trotzdem könne die hierzu eingerichtete Kommission auf "große Erfolge" verweisen, da sie in unzähligen Fällen Diskriminierungen habe verhindern helfen können.

Eine Stellungnahme vom Januar dieses Jahres mache deutlich, daß die direkte Rassendiskriminierung nach wie vor auf dem Leben der nicht weißen Bevölkerung in England laste. Das sollte nach den Worten Leuningers bedacht werden, wenn man sich dazu entschließe, ein Anti-Rassismusprogramm zu fordern. Der Referent erinnerte daran, daß die beiden christlichen Kirchen die Rassendiskriminierung wiederholt eindeutig und scharf verurteilt haben. Eine Übertragung dieser Verurteilung auf die Bundesrepublik sei jedoch bisher nicht, "zumindest nicht in erkennbarer Weise" erfolgt.