Gedenkfeier |
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Im Schloß von Mengerskirchen(Karte) fand am 1. März 1995, dem 50. Jahrestag der Hinrichtung die Gedenkfeier für Franz Leuninger statt. |
Inhalt
Fotos: Horz, Arnold Strieder, Archiv, Fr.-Leuninger-Schule Vorwort
m 1. März 1995 jährte sich zum fünfzigsten Mal der Tag der Hinrichtung von Franz Leuninger. Aus Überzeugung ist er im Dritten Reich in den Widerstand gegangen. Dafür hat er sein Leben geopfert. Wir gedenken in großem Respekt dieser Persönlichkeit aus Mengerskirchen. Die Generation der Alterskameradinnen und -kameraden ist inzwischen gestorben. Viele Erinnerungen an das damalige Geschehen sind mit ihnen ins Grab gesunken. Die nachwachsende Generation, die Franz Leuninger noch gekannt haben, wird älter. Die Erinnerung an ihn darf aber nicht abbrechen. Die Schule in Mengerskirchen ist nach Franz Leuninger benannt. Das trägt zum Fortleben der Erinnerung an ihn bei. Der Tag des Gedenkens am 1. März 1995 sollte Vergangenheit lebendig werden lassen und so Geschichte an die Generation weitergeben, die die schrecklichen Erfahrungen von vor 1945 nicht gemacht hat. Diese Erfahrungen müssen lebendig bleiben, damit sich solch ungeheuerliche Dinge, wie sie damals in unserem Land geschehen sind, nicht nochmals wiederholen. Limburg, im Juli 1996 Ernst Leuninger Ansprache zum Gedenkgottesdienst Franz Leuningerin der Pfarrkirche zu Mengerskirchen Aschermittwoch 1995 Ernst Leuninger
Ansprache
arum soll man bei den Völkern sagen: Wo ist denn ihr Gott? So hörte die Lesung des Propheten Joel auf. Ist das nicht die Klage Israels, ist das nicht die Klage der Juden im Dritten Reich in Auschwitz: Wo ist denn unser Gott. Hat Gott sich von der Geschichte abgewandt und die Menschen sich selbst überlassen? Was dabei herauskommt, das haben wir erfahren. Der führende Offizier des Heeres sprach kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges von einem Blutrausch Hitlers, den er stoppen müsse. Er wurde erst gestoppt, als 40-60 Millionen Menschen ihr Blut vergossen hatten. Die Frage geht aber zuerst an unser Volk. Wo war denn unser Gott? Steht am Anfang dieses Geschehens nicht eine schreckliche Gottverlassenheit eines Volkes, das sich einmal christlich nannte? Unser Glaube lehrt uns, daß Gott in solchen Situationen bei den Opfern ist, daß er in jedem neu stirbt, daß das Kreuz seines Sohnes kein Ende hat. Wo aber war Gott bei den anderen? Es gab Menschen, die wußten und ahnten, was Entsetzliches da gespielt wurde. Der Polenfeldzug hatte das Wüten und sinnlose Morden der nationalsozialistischen Banden schon deutlich gemacht. Sie fühlten sich in ihrem Gewissen angesprochen, zu handeln. "Aufstand des Gewissens", wird der Widerstand auch oft genannt. Was für uns so selbstverständlich erscheint, das waren ganz schwierige Auseinandersetzungen. Noch nie in der Moderne hatte es dies gegeben, daß sich das Gewissen so grundsätzlich gegen die Staatsmacht auflehnen mußte. Wo blieb da der Halt? Wo endete die Gratwanderung zwischen Märtyrer des Gewissens und Landesverräter? So sahen es ja die demokratischen Nachbarregierungen, die sich einfach aus ihrem Staatsverständnis so etwas nicht vorstellen konnten und vor allem deshalb dem Widerstand jede Unterstützung versagten. Sie waren allein auf ihren Gewissensentscheid gestellt. Auch in der Frage, die unterschiedlich beantwortet wurde: "Darf der Hauptschuldige für ein solches Massenmorden mit Gewalt beseitigt werden?" Viele von ihnen, so auch Franz Leuninger, standen zu ihrem Glauben an Gott. Wir haben eben in der Lesung des Evangeliums den Text in Matthäus gehört: "Nicht jeder, der zu mir sagt Herr, Herr!, wird in das Himmelreich kommen, sondern nur, wer den Willen meines Vaters im Himmel erfüllt. Darum geht es auch um den Satz: "Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen." Gott war ihr eigentlicher Gesprächspartner. Viele von ihnen gingen von dem Glauben aus, daß über dem Menschen noch eine letzte Instanz stehe. Darauf beriefen sie sich auch im Prozeß vor dem Volksgerichtshof. Darin bestand ihre Ehre, während die Welt mit Fingern auf sie zeigte und die Alliierten Generäle aus dem Widerstand bewußt länger in Gefangenschaft hielten, weil sie diese für gefährlicher hielten als die Mitläufer und Täter. Es war nie leicht, sich in entscheidenden Momenten seines Lebens gegen die Staatsgewalt auf sein Gewissen und Gott zu berufen. Gewissen und Menschenwürde stehen über der staatlichen Gewalt. So haben es auch die Christen unter den Widerständskämpfern verstanden. In seinem letzten Brief schreibt Franz Leuninger, damals 46 Jahre: "Ich habe mein Schicksal in die Hände des Herrgotts gelegt. Wie er es macht wird es schon richtig sein." Von hierher bekamen sie die Kraft für ihr Leben im Widerstand, von hierher bekam Franz Leuninger die Kraft. Ein Mitgefangener sagte: "Er hat die letzten Wochen seines Lebens wie ein Heiliger gelebt." Nach Aussagen des Gefängnispfarrers hat er mit dem Gesang des großen Lobliedes der Kirche sein Leben beendet, eines Liedes von dem er wußte, daß es nur bei ganz feierlichen Anlässen gesungen wird: "Großer Gott wir loben dich!"
Ablauf
der Gedenkfeier für |